9 Anhang
9.3 Begriffsdefinitionen für Rolltanz, Erläuterung von Fachausdrücken
9.3.1 Achsen
9.3.1.1 Die Längsachse ist eine gedachte Gerade, die die Lauffläche der Länge nach in zwei Hälften teilt.
9.3.1.2 Die fortlaufende Tanzachse ist eine gedachte, rings um die Bahn laufende Linie, die als Grundlage zur Anlage der Schrittfolgen eines Tanzes dient. Sie besteht gewöhnlich aus zwei parallelen Geraden, die an den beiden Enden der Bahn durch je einen Halbkreis miteinander verbunden sind. Die Geraden verlaufen parallel der Längsachse der Bahn, ungefähr im halben Abstand derselben von der Längsbande. Die beiden Halbkreise sind in einigen Tänzen abgeplattet, so dass sie an den Querbanden der Bahn nahezu parallel verlaufen. In Rundtänzen wie dem Kilian bildet die fortlaufende Tanzachse annähernd einen Kreis. Beim Paso Doble ist ihre Linienführung eiförmig.
9.3.1.3 Querachsen sind gedachte Geraden, die die fortlaufende Achse eines Tanzes jeweils im rechten Winkel schneiden.
9.3.2 Spurenbild
9.3.2.1 Das Spurenbild eines Tanzes ist die bei Ausführung einer ganzen Schrittfolge entstehende Zeichnung.
9.3.2.2 Ein Tanz mit "vorgeschriebenem Spurenbild" hat eine unveränderliche Zeichnung, bei der jeder einzelne Schritt der Schrittfolge an ganz bestimmter Stelle der Lauffläche auszuführen ist. Die Einhaltung des vorgeschriebenen Spurenbildes ist für alle Tanzpaare verbindlich.
9.3.2.3 Ein Tanz mit "bevorzugtem Spurenbild" ist ein Tanz, für den für verschiedene, frei wählbare Spurenbilder möglich sind. Das von einem Paar gewählte Spurenbild muss bei jeder Wiederholung dasselbe sein.
Für diese Tänze wird wohl ein bevorzugtes Spurenbild herausgegeben; es ist jedoch für Wettbewerbe und Prüfungen freigestellt, jedes andere Spurenbild zu verwenden, sofern dabei die einzelnen Schritte und Schrittfolgen nicht geändert und die allgemeinen Bestimmungen über Platzverteilung usw. eingehalten werden.
9.3.3 Rhythmus, Takt, Tempo
9.3.3.1 Rhythmus: Eine Gruppe von langen und/oder kurzen sowie betonten und unbetonten Noten, die regelmäßig wiederholt wird und der Musik Eigenart und Ausdruck verleiht.
9.3.3.2 Takt: Eine aus Taktteilen bestehende Folge, die regelmäßig im gleichen Zeitmaß wiederholt wird. Die Taktteile, auch "Schlagzeiten" genannt, bestehen in der Regel aus Viertelnoten.
9.3.3.3 Tempo: Das Tempo ist die Schnelligkeit der Musik. Üblich ist die Angabe der Zählzeiten (=Schlagzeiten) je Minute; dies ist gleichbedeutend mit der Zahl der Takte pro Minute, multipliziert mit der Zahl der Viertelnoten je Takt.
9.3.4 Schritte, Schrittfolge
9.3.4.1 Schritte bestehen aus Bogen, Bogenteilen und Drehungen, wie z. B. Dreiern, Wenden usw.
9.3.4.2 Die Schrittfolge des Tanzes ist die Reihenfolge aller Schritte, aus denen sich ein Tanz in einmaliger Ausführung zusammensetzt.
9.3.5 Schrittformen
9.3.5.1 Ungekreuzter Schritt: Ein Schritt, der dicht neben dem Standfuß, ohne vorne oder hinten zu überkreuzen, angesetzt wird.
9.3.5.2 Gekreuzter Schritt: Ein Schritt, der mit vorne oder hinten gekreuzten Füßen beginnt, wobei der Schwung mit der abstoßenden Außenkante des Fußes gewonnen wird, der Spielfuß wird.
9.3.5.3 Chassé: Eine Schrittverbindung, bei welcher der Spielfuß nicht vorne, sondern neben dem Standfuß aufgesetzt und der neue Spielfuß dann direkt vom Standfuß weg von der Lauffläche abgehoben wird.
9.3.5.4 Kreuz-Chassé: Ein Chassé, bei dem beim Vorwärtslaufen der Spielfuß hinter, beim Rückwärtslaufen vor dem Standfuß gekreuzt aufgesetzt wird.
9.3.5.5 Laufschritt: Eine Schrittverbindung, die im Gegensatz zum gesetzten Schrittbogen im Laufschrittrhythmus vorwärts oder rückwärts ausgeführt wird. Der Spielfuß wird am Standfuß vorbeigeführt und vor oder hinter dem Standfuß, je nach Laufrichtung, aufgesetzt. Von der Schärfe des gelaufenen Kreisbogens hängt es ab, wie weit die Laufschritte in den Kreis hineingesetzt werden.
9.3.5.6 Cross Roll: Ein kurzer oder langer Vorwärts- oder Rückwärts-Auswärtsbogen, der mit entgegengesetzter Kurve des vorhergehenden Bogens gelaufen wird. Cross Rolls werden in leichter Kniebeuge ausgeführt. Der Bogen wird vorwärts mit vorne und rückwärts mit hinten gekreuztem Spielfuß begonnen. Der Schwung wird von der abstoßenden Außenkante des Fußes gewonnen, der Spielfuß wird.
9.3.5.7 Schwungbogen (Swing): Gewöhnlich ein langer, mehrere Taktteile hindurch ausgehaltener Bogen, in dessen Verlauf das Spielbein am Standfuß vorbei vor- oder zurückschwingt, ehe es neben dem Standfuß auf die Lauffläche gesetzt wird.
9.3.6 Mohawk
Ein Mohawk ist eine Wendung von vorwärts auf rückwärts oder von rückwärts auf vorwärts, wobei von einem Fuß auf den anderen gewechselt wird. Er kann aus einfachen wie auch aus Schwungbogen angesetzt werden. Bei allen Mohawks bleibt die Kante für den Ein- und Auslaufbogen dieselbe. Der Fußwechsel erfolgt demnach von einer Auswärtskante wiederum zu einer Auswärtskante oder von einer Einwärtskante zu einer Einwärtskante.
Die Wendungen von rückwärts auf vorwärts werden in den Spurenbildern der meisten Tanzbücher nicht als Mohawks ausgewiesen.
9.3.6.1 Offener Mohawk: Ein Mohawk, bei dem die Ferse des Spielfußes an der Innenseite des Standfußes auf den Boden gesetzt wird. Entsprechend der Gewichtsverlagerung ist die unmittelbare Position des Spielfußes nach dem Fußwechsel hinter der Ferse des neuen Standfußes.
9.3.6.2 Geschlossener Mohawk: Ein Mohawk, bei dem der Spielfuß hinter der Ferse des Standfußes und zwar Spielfuß-Mitte bei Standfuß-Ferse, auf den Boden gesetzt wird. Entsprechend der Gewichtsverlagerung ist die unmittelbare Position des neuen Spielfußes nach dem Fußwechsel vor der Fußspitze des neuen Standfußes.
9.3.7 Choktaw
Ein Choktaw ist eine Wendung von vorwärts auf rückwärts oder von rückwärts auf vorwärts, wobei von einem Fuß auf den anderen gewechselt wird. Er kann aus einfachen wie auch aus Schwungbogen angesetzt werden. Bei allen Choktaws ist die Kante des Einlaufbogens entgegengesetzt derjenigen des Auslaufbogens. Der Fußwechsel erfolgt demnach von einer Auswärtskante zu einer Einwärtskante oder von einer Einwärtskante zu einer Auswärtskante.
Die Wendungen von rückwärts auf vorwärts werden in den Spurenbildern der meisten Tanzbücher nicht als Choktaws ausgewiesen.
9.3.7.1 Offener Choktaw: Ein Choktaw, bei dem die Ferse des Spielfußes an der Innenseite des Standfußes auf den Boden gesetzt wird. Entsprechend der Gewichtsverlagerung ist die unmittelbare Position des neuen Spielfußes nach dem Fußwechsel hinter der Ferse des neuen Standfußes.
9.3.7.2 Geschlossener Choktaw: Ein Choktaw, bei dem der Spielfuß hinter der Ferse des Standfußes und zwar Spielfuß-Mitte bei Standfuß-Ferse auf den Boden gesetzt wird. Entsprechend der Gewichtsverlagerung ist die unmittelbare Position des neuen Spielfußes nach dem Fußwechsel vor der Fußspitze des neuen Standfußes.
9.3.8 Drehungen
Drehungen sind Dreier, Gegendreier, Wendungen, Gegenwenden und der Twizzle. Sie werden im Gegensatz zu Mohawks und Choktaws auf einem Fuß ausgeführt.
9.3.8.1 Dreier: Der Dreier ist eine Drehung von vorwärts auf rückwärts oder von rückwärts auf vorwärts. Die Kanten des Standfußes sind bei der Drehung gegensätzlich. Es wird von auswärts auf einwärts oder von einnwärts auf auswärts desselben Standfußes gewechselt. Die Bogen vor und nach der Drehung haben dieselbe Bogenachse. Die Drehung des Dreiers ist in den Kreis gerichtet.
9.3.8.2 Gegendreier: Der Gegendreier ist eine Drehung von vorwärts auf rückwärts oder von rückwärts auf vorwärts. Die Kanten des Standfußes sind bei der Drehung gegensätzlich. Es wird von auswärts auf einwärts oder von einwärts auf auswärts desselben Standfußes gewechselt. Die Bogen vor und nach der Drehung haben dieselbe Bogenachse. Die Drehung des Gegendreiers ist gegen den Kreis gerichtet.
9.3.8.3 Wende (Rocker): Die Wende ist eine Drehung auf einem Fuß von vorwärts auf rückwärts oder von rückwärts auf vorwärts, bei der dieselbe Kante gelaufen wird, d. h. von auswärts auf auswärts oder von einwärts auf einwärts. Die Bogen vor und nach der Drehung sind gegensätzlich. Die Rotationsbewegung des Körpers bei der Wende ist zunächst in den Kreis, im Auslauf gegen den Anfangskreis gerichtet.
9.3.8.4 Gegenwende (Counter): Die Gegenwende ist eine Drehung auf einem Fuß von vorwärts auf rückwärts oder von rückwärts auf vorwärts, bei der dieselbe Kante gelaufen wird, d. h. von auswärts auf auswärts oder von einwärts auf einwärts. Die Bogen vor und nach der Drehung sind gegensätzlich. Die Rotationsbewegung des Körpers bei der Gegenwende ist gegen den Anfangskreis gerichtet.
9.3.8.5 Twizzle (im Argentinischen Tango): Der Twizzle ist eine Drehbewegung von einer vollen Umdrehung, welche so schnell ausgeführt wird, dass sie fast auf der Stelle erfolgt. Die Drehung wird gegen den Kreis ausgeführt, beim Argentinischen Tango aus einem Links-vorwärts-auswärts-Bogen, mit dem Gewicht auf dem Standfuß. Der rechte Fuß wird dabei sehr nahe dem linken gehalten, um nach Ausführung der Drehung zu einem Rechts-vorwärts-auswärts-Bogen anzusetzen (Gegenwende und nach vorwärts umgesetzt).
9.3.9 Tanzhaltungen
9.3.9.1 Hand-in-Hand-Haltung: Die Partner blicken in die gleiche Richtung und halten sich Seite an Seite mit bequem ausgestreckten Armen. Die rechte Hand faßt die linke des Partners. Die Dame steht in der Regel rechts.
9.3.9.2 Geschlossene oder Walzer-Haltung: Die Partner stehen sich genau gegenüber, der eine läuft vorwärts, der andere gleichzeitig rückwärts. Die rechte Rand des Herrn liegt fest am Schulterblatt der Dame mit ausreichend gebogenem Arm und erhobenem Ellbogen, um die Partnerin dicht an sich zu halten. Die linke Hand der Dame liegt auf der rechten Schulter des Herrn, wobei ihr Arm bequem - Ellbogen an Ellbogen - auf dem Arm des Herrn ruht. Der linke Arm des Herrn und der rechte Arm der Dame werden im allgemeinen in Schulterhöhe zwanglos ausgestreckt. Die Schultem verlaufen parallel.
9.3.9.3 Offene oder Foxtrott-Haltung: Die Hand- und Armhaltungen sind ähnlich der ,"geschlossenen Haltung" (siehe Ziffer 9.3.9.2), nur drehen sich die Partner ein wenig, damit sie in die gleiche Richtung laufen können.
9.3.9.4 Außen- oder Tango-Haltung: Die Partner stehen sich seitlich gegenüber, der eine läuft vorwärts, der andere währenddessen rückwärts. Im Gegensatz zur "geschlosscnen Haltung" tanzen die Partner Hüfte an Hüfte, der Herr entweder links oder rechts der Dame.
9.3.9.5 Kilian-Haltung: Die Partner blicken in die gleiche Richtung, die Dame befindet sich rechts vom Herrn, die rechte Schulter des Herren hinter der linken der Dame. Der ausgestreckte linke Arm der Partnerin ist vor dem Herrn gekreuzt, um seine linke Hand zu fassen. Die rechte Hand des Herrn ergreift hinter dem Rücken der Dame ihre rechte Hand, sie werden an der Hüfte der Dame gehalten.
Bei der Kilian-Gegenhaltung befindet sich die Dame links vom Herrn.